Eine vorgeburtliche Alkoholschädigung fordert heraus

03.02.2024 - 17:14

Im Elternkurs „Alltag und Leben mit FASD“ werden Mütter und Väter in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt.

Alkohol in der Schwangerschaft? Eigentlich ein No-Go, denn der Konsum kann beim Ungeborenen zu einer lebenslangen Beeinträchtigung führen. So werden in Deutschland laut aktuellen Schätzungen jährlich ca. 10.000 Kinder mit einer alkoholbedingten Schädigung geboren. Familien, die von dieser Fetalen Alkoholspektrumstörung betroffen sind, fehlt es vieler Orts an adäquaten Anlaufstellen. Hier setzt die Lebenshilfe Böblingen gGmbH mit ihrem neuen Angebot an. Erstmalig bietet diese im Rahmen des Stärke-Projektes zwei Elternkurse rund um das Thema FASD an. 

FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) ist eine vorgeburtliche irreparable Behinderung, die durch den mütterlichen Alkoholkonsum in der Schwangerschaft erworben wird. Da Alkohol ein Zellgift ist, können bereits geringe Mengen die gesunde Entwicklung des Ungeborenen negativ beeinflussen und zu körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen sowie zu Verhaltensauffälligkeiten führen. Diese hirnorganische Schädigung beeinträchtigt das Leben der Betroffenen, den Erziehungsalltag aber auch das Miteinander in Familie, Schule und Ausbildung. 

Laut einer Pressemeldung des Sozialministeriums Baden-Württemberg aus dem Jahr 2022 kommen hierzulande jährlich rund 1.100 Neugeborene mit einer sogenannten Fetalen Alkoholspektrum Störung auf die Welt. Die Dunkelziffer liegt voraussichtlich höher. Der Anteil der Menschen mit FASD in der Gesamtbevölkerung liegt aktuellen Hochrechnungen zu Folge bei ca. 1–2%, dies entspricht ca. 85.–160.000 Menschen in Deutschland. Somit ist FASD die häufigste, nicht genetisch bedingte Behinderung, welche vor der Geburt erworben wird.

Das Kernproblem sind Störungen der Exekutivfunktionen. Durch die Beeinträchtigung von Gedächtnis, der Impulssteuerung, der Wahrnehmung, des Zeit-Raum Gefühls, der Fähigkeit zu planen oder aus Fehlern zu lernen, haben Menschen mit FASD Schwierigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen. Da gängige Erziehungskonzepte oft nicht greifen, wird der Umgang mit den Betroffenen vom sozialen Umfeld als schwierig erlebt.  

Hier setzen die Elternkurse an. Diese werden von der Lebenshilfe Böblingen im Rahmen des Landesprogrammes STÄRKE im Landkreis Böblingen angeboten und von der FASD-Fachberatung Heike Schöffler durchgeführt. Die Kurse wenden sich an leibliche sowie Adoptiv- und Pflegeeltern, vermitteln umfangreiche Informationen rund um das Krankheitsbild FASD und bieten alternative Sichtweisen zum Umgang mit den Betroffenen. Die Kurse umfassen jeweils sechs Termine und ermöglichen den Teilnehmenden, sich in geschütztem Rahmen mit der Behinderung des Kindes auseinanderzusetzen, diese zu betrauern und neue Perspektiven zu entwickeln. 


Weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link:

FASD einfach erklärt auf www.lebenshilfe.de


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